Ausgabe 3/2025

Koinobori (Karpfen-Fahnen) am Kindertag (5.5.) über einem Teich. | Foto: Tatsuaki Tanaka

 

INHALT

 

Editorial

Wirtschafts-News

 

Umwelt-News

 

Rückblick

 

Terminvorschau

 


 

Im April war es wieder so weit - gemeinsam mit zahlreichen Partnern und Experten haben wir das nunmehr 18. Deutsch-Japanische Wirtschaftsforum über die Bühne gebracht. Diesmal ging es um zukunftsweisende Industriethemen wie intelligente Fertigungsprozesse, Nachhaltigkeit in globalen Lieferketten und grenzüberschreitende Datenräume. Das große Interesse und die spannenden Gespräche vor Ort haben einmal mehr gezeigt, wie wichtig der Austausch zwischen Deutschland und Japan gerade in Zeiten globaler Herausforderungen ist.

In den nächsten Wochen stehen noch eine Reihe von digitalen Veranstaltungen an: ein Outreach Event des German-Japanese Energy Transition Council (GJETC) am 27.5. zu den Themen Carbon Pricing und kritische Rohstoffe, und zwei Webinare in Kooperation mit dem EU-Japan Centre zu den Marktchancen in Japan in den Bereichen GridTechnologies und Heat Pumps& Geothermal Energy.  Seien Sie gern dabei!

Herzliche Grüße,

Johanna Schilling


 

Wirtschaftsministerium: Szenario für starkes BIP-Wachstum bis 2040

Das japanische Wirtschaftsministerium setzt in einer neuen Outline optimistische Wachstumsziele. Das nominale Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll um das 1,8-fache auf rund 1.000 Billionen Yen (ca. 6 Billionen Euro) bis 2040 steigen.

Erreicht werden soll dieses Ziel durch eine Verdopplung der inländischen Investitionen auf 200 Billionen Yen, vor allem in strategischen Bereichen wie Digitalisierung, wirtschaftliche Sicherheit, Software und Robotik. Dafür müsste das Investitionsvolumen jährlich um 4% steigen und ein jährliches BIP-Wachstum von etwa 3,1% mit sich bringen.

Auch die nominalen Löhne sollen laut Plan um jährlich 3,3% steigen und sich bis 2040 fast verdoppeln. Die Strategie soll in die wirtschafts- und finanzpolitischen Leitlinien der Regierung einfließen, die im Juni beschlossen werden.

(Quelle: The Japan News, 22.04.2025)

 

Trotz US-Zollandrohung: Japans Großunternehmen bleiben optimistisch

Der Stimmungsindex der Bank of Japan für große Hersteller im ersten Quartal steht nach leichtem Rückgang von 14 jetzt bei 12 Punkten. Analysten werten das Ergebnis angesichts globaler Unsicherheiten als stabil.

Besonders die Automobilbranche überraschte positiv: Der Stimmungswert stieg von 8 auf 13. Trotz eines erwarteten leichten Rückgangs im zweiten Quartal bleibt die Branche optimistischer als zunächst angenommen. Die Umfrage, an der sich fast 9.000 Unternehmen beteiligten, wurde zwischen Ende Februar und Ende März durchgeführt – noch bevor feststand, ob Japan direkt von den neuen US-Autozöllen betroffen sein würde. Präsident Trump hatte jüngst neben den allgemeinen 24% Gegenseitigkeitszöllen zusätzliche 25% auf Auto- und Autoteileimporte angekündigt. Die Bemühungen des Wirtschafts- und Finanzministers Ryosei Akazawa, eine Minderung der Zölle zu verhandeln, stießen auf Ablehnung im Weißen Haus. Ökonomen warnen daher vor einer möglichen Verschlechterung der Stimmung in der Industrie. Deutlich besser sieht es im Dienstleistungssektor aus. Hier stieg der Index für große Unternehmen auf 35 Punkte – der höchste Wert seit 1991.

Gründe sind unter anderem der anhaltende Tourismusboom und die Fähigkeit vieler Firmen, steigende Kosten an Kunden weiterzugeben. Die Bank of Japan reagiert bislang gelassen. Wegen der unklaren Auswirkungen der US-Maßnahmen hält sie an ihrer vorsichtigen Zinspolitik fest. Ein Zinsschritt wird laut einer Bloomberg-Umfrage frühestens im Juli erwartet. Trotz geopolitischer Unsicherheiten bleibt die japanische Wirtschaft somit bislang robust – getragen von einer starken Binnennachfrage und stabilen Unternehmensbewertungen.

(Quellen: The Japan Times, 01.04.2025; Kyodo News, 05.05.2025)

Der japanische Minister für wirtschaftliche Wiederbelebung, Ryosei Akazawa (vorn links), bei Gesprächen mit dem US-Präsidenten Donald Trump (rechts) in Washington am 16. April 2025 | Kyodo News

Deutsche Unternehmen in Japan optimistisch: Stabilität, Wachstum und neue Chancen

Die aktuelle Geschäftsklima-Umfrage der AHK in Japan zeigt: 73% der deutschen Unternehmen in Japan erwarten für 2025 steigende Umsätze, für 2026 rechnen ganze 80 % mit weiterem Wachstum.

In Japan sind deutsche Unternehmen seit Jahrzehnten aktiv – besonders stark vertreten in den Bereichen Maschinenbau, industrielle Ausrüstung sowie der Automobil- und Zulieferindustrie. Immer mehr deutsche Firmen setzen gemeinsam mit japanischen Partnern Drittlandprojekte um, besonders, weil sie von deren etablierten Netzwerken profitieren. Rund 70% der Befragten in der aktuellen AHK-Umfrage sehen hier einen echten Mehrwert in der Kooperation mit japanischen Unternehmen. Auch strategisch gewinnt Japan an Bedeutung: Ein Viertel der befragten Firmen nennt Japan als bevorzugten Standort für ein Asien-Pazifik-Headquarter, vor Singapur (21%) und deutlich vor China (18%). Im Bereich Nachhaltigkeit zeigt sich ein klarer Fortschritt: Über die Hälfte der Firmen setzt Maßnahmen zur Energieeinsparung (51%) und CO₂-Reduktion (50%) aktiv um – deutlich mehr als noch 2020. Auch wirtschaftlich hat sich das Engagement deutscher Unternehmen in Japan gelohnt: 64% konnten ihren Umsatz in den letzten zehn Jahren steigern, ein Viertel davon hat ihn sogar verdreifacht. Zwar verlief die Profitabilität langsamer, doch immerhin 36% der Firmen konnten ihre Gewinne steigern, bei 49% blieben sie stabil.

Die größten Herausforderungen bleiben jedoch bestehen: Zuverlässige Partner zu finden und Netzwerke aufzubauen, stellt für viele Firmen laut der Umfrage nach wie vor ein Hindernis dar. Genau hier setzt Ecos Consult an – wir unterstützen Sie mit Know-how, Kontakten und maßgeschneiderten Lösungen für Ihren Markterfolg in Japan.

(Quelle: AHK Japan,02.04.2025)

 


 

Klimawandel: Japan droht Temperaturanstieg um 4,5 °C bis 2100

Laut dem neuen Bericht „Climate Change in Japan 2025“ der japanischen Wetterbehörde könnte Japans Durchschnittstemperatur bis Ende des Jahrhunderts um ganze 4,5 °C steigen, sofern keine weiteren Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden.

Bereits jetzt zeigt sich der Wandel deutlich: Seit 1898 ist die Temperatur alle 100 Jahre um 1,4 °C gestiegen, Meerestemperaturen rund um Japan nehmen schneller zu als im globalen Schnitt, und Sauerstoffwerte in den südlichen Gewässern sinken. Die Folgen eins 4,5°C- Anstiegs wären gravierend: Mehr Hitzetage, weniger Wintertage und eine Zunahme extremer Regenfälle. Ereignisse mit über 50 mm Regen pro Stunde könnten sich bis 2100 verdreifachen.

„Der Klimawandel ist eine der dringendsten Herausforderungen unserer Zeit“, betonte Professor Kimio Hanawa, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Behörde, bei der Vorstellung des Berichts. Japan habe bereits in den Jahren 2023 und 2024 seine bisher heißesten Temperaturen erlebt. Der Bericht mahnt: Um die schlimmsten Folgen zu verhindern, sind jetzt konsequente Klimaschutzmaßnahmen auf nationaler und lokaler Ebene erforderlich.

(Quelle: The Japan Times, 27.03.2025)

 

Japans Unternehmen fordern schnellere Energiewende

Die japanische Wirtschaft fordert klare Schritte der Regierung hin zu einer klimafreundlichen Energiezukunft – und sieht große Chancen in einer schnellen Abkehr von fossilen Brennstoffen.

Eine überwältigende Mehrheit japanischer Wirtschaftsführer (96%) spricht sich laut der gemeinsamen Studie “Powering Up: Business perspectives on shifting to renewable electricity” von E3G, Beyond Fossil Fuels und der We Mean Business Coalition (Februar 2025) für einen zügigen Übergang zu erneuerbaren Energien aus. Fast zwei Drittel wünschen sich den Wandel bis spätestens 2035. Derzeit stammen jedoch noch rund 69% des japanischen Stroms aus fossilen Quellen, während der Anteil erneuerbarer Energien nur bei 12% liegt.

Die Unternehmen fordern finanzielle Anreize, klare Zeitpläne und konkrete Ausbauziele für Wind- und Solarenergie. Zudem beklagen viele die Unklarheit der aktuellen Energiepolitik: Der neue Strategieplan der Regierung lässt fossile Energieträger bis in die 2040er Jahre zu, und das trotz internationaler Klimazusagen.

Ein rascher Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2035 könnte nicht nur die Klimabilanz verbessern, sondern auch Investitionen in erneuerbare Energien in Milliardenhöhe auslösen. Studien sehen in der Energiewende ein Potenzial von bis zu 6,7 Billionen US-Dollar für Innovation und wirtschaftliche Erneuerung.

(Quelle: Gemeinsame Studie von E3G, Beyond Fossil Fuels, We Mean Business Coalition (NPO))

 

Japans Treibhausgasemissionen auf historischem Tiefstand

Im Haushaltsjahr 2023 verzeichnet Japan einen Rückgang der Emissionen um 4% – ein neuer Rekordwert auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2050.

Japans Treibhausgasemissionen sind im Fiskaljahr 2023 auf 1,071 Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalent gesunken, wie das japanische Umweltministerium mitteilte. Im Vergleich zu 2013 entspricht das einem Minus von 23,3%. Hauptgründe für den Rückgang waren ein höherer Anteil erneuerbarer und nuklearer Energie am Strommix (über 30%) sowie eine verlangsamte Industrieproduktion. Auch die Emissionen aus Haushalten sanken um 6,8% und der Verkehrssektor verzeichnete ein leichtes Minus von 0,7%.

Japan strebt bis 2035 eine Reduktion der Emissionen um 60% gegenüber 2013 an und will bis 2050 klimaneutral sein.

(Quelle: The Japan Times, 25.04.2025)

Vorreiterrolle für Japans abgelegene Inseln

Die Inselstadt Goto zeigt: “Green Transformation” (GX) ist nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein soziales und wirtschaftliches Erfolgsmodell. Ausgereifte erneuerbare Energien machen Goto zu einem echten Wachstumsstandort.

Mit dem Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden, hat Japan 2020 die „Green Growth Strategy“ ins Leben gerufen. Ein zentrales Instrument ist der Green Innovation Fund mit einem Volumen von 2,75 Billionen Yen (rund 17,8 Milliarden US-Dollar). Damit fördert die Regierung über einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren Unternehmen, die sich ehrgeizige Umweltziele setzen. Besonders sichtbar sind erste Erfolge in der “Green Growth Strategy” auf den abgelegenen Goto-Inseln im Südwesten Japans.

Dort wird seit 2010 an einem Offshore-Windkraftprojekt gearbeitet. Heute deckt Goto City bereits rund 60% seines Strombedarfs aus erneuerbaren Energien – ein Spitzenwert im nationalen Vergleich. Mit dem Ausbau der Windkraft soll der Anteil auf über 80% steigen. Gotos Ambitionen schafften neue Arbeitsplätze, sorgten für steigende Steuereinnahmen und internationale Austauschmöglichkeiten, Faktoren, welche die Inselregion nun zu einem überraschenden Wachstumsstandort machen.

„Der Ausbau der Offshore-Windkraft hat sogar zu einem Bevölkerungszuwachs geführt – eine Seltenheit für ländliche Gebiete“, sagt Yuki Kawaguchi aus der Stadtverwaltung. Auch die lokale Wirtschaft spürt Rückenwind. Unternehmen wie E-Wind, einst im Baugewerbe tätig, haben sich erfolgreich auf die Wartung von Windkraftanlagen spezialisiert und expandieren nun international.

Für Seishi Kiyotaki von der Handelskammer in Goto ist klar: „Unternehmen, die den Klimawandel ignorieren, werden wirtschaftlich nicht überleben.“ Der wirtschaftliche Nutzen nachhaltiger Technologien sei längst ein entscheidender Faktor für künftigen Erfolg.

(Quelle: JETRO, 04.03.2025)

Die Küstenstadt Goto in der Präfektur Nagasaki| JETRO

Japans Atomstrategie auf dem Prüfstand: Energieziele nur unter Idealbedingungen erreichbar

Die Regierung von Premierminister Ishiba bekennt sich klar zur verstärkten Nutzung der Kernenergie. Doch eine aktuelle Analyse zeigt: Die Regierungsziele für den Atomstromanteil bis 2040 sind nur unter extrem optimistischen Annahmen realistisch.

Der 7. Energie-Strategieplan (siehe ECOS-Newsletter 2/2025) setzt verstärkt auf den Ausbau von Kernenergie, um die Abhängigkeit von CO2-intensiven Energieträgern zu verringern. Eine aktuelle Analyse des Renewable Energy Institutes (REI) zeigt aber: Von Japans 36 Reaktoren sind derzeit nur 14 tatsächlich in Betrieb. Weitere acht haben zwar eine Genehmigung zur Wiederinbetriebnahme oder ein laufendes Verfahren, doch Verzögerungen durch Sicherheitsbedenken, technische Mängel oder lokale Opposition sind an der Tagesordnung. Nur unter “realitätsfernen” Idealbedingungen, nämlich der Inbetriebnahme sämtlicher Reaktoren, Genehmigung von Laufzeitverlängerungen auf über 60 Jahre, einem fristgerechten Start der drei neuen Reaktoren und einer Durchschnittsauslastung von 80% ließe sich das Regierungsziel erfüllen. Im wahrscheinlicheren „Medium“-Szenario erreichen Atomkraftwerke bis 2030 nur 12 % und bis 2040 sogar nur 7–8 % Anteil an der Stromproduktion. Die Folge: Ein drohender Mangel an CO₂-armem Strom, sollte Japan nicht deutlich stärker als bisher in den Ausbau erneuerbarer Energien investieren.

Die Analyse kommt zu einem klaren Schluss: Atomkraft allein kann Japans Klimaziele nicht sichern. Nur wenn die Regierung ihre bisherigen Ausbaupläne für Wind- und Solarenergie überarbeitet und ambitioniert verfolgt, lässt sich eine sichere, nachhaltige Stromversorgung gewährleisten. Der Ball liegt nun auf Seiten der Politik.

(Quelle: Renewable Energy Institute (REI), 21.3.2025)

Aktueller Status der japanischen Atomreaktoren | REI

Höhere Stromrechnung ab 2025: Umlage für erneuerbare Energien steigt erneut

Ab dem Fiskaljahr 2025 müssen Haushalte in Japan tiefer in die Tasche greifen: Die Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien wird zum zweiten Mal in Folge angehoben. Grund sind steigende Abnahmemengen und sinkende Strommarktpreise.

Das japanische Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) hat angekündigt, die Umlage für erneuerbare Energien ab dem Haushaltsjahr 2025 auf 3,98 Yen pro Kilowattstunde (kWh) zu erhöhen. Im Vorjahr war diese bereits auf 3,49 Yen angehoben worden. Die EE-Umlage wird den Stromrechnungen aufgeschlagen, um die Förderung von Solar- und Windenergie zu finanzieren. Für einen durchschnittlichen Haushalt mit einem monatlichen Stromverbrauch von 400 kWh bedeutet dies eine Mehrbelastung von 1.592 Yen (ca. 10 Euro) im Monat beziehungsweise 19.104 Yen (ca. 115 Euro) pro Jahr. Die Erhöhung hat zwei zentrale Ursachen: Zum einen wächst die Nutzung erneuerbarer Energien in Japan, wodurch mehr Strom zu festen Preisen abgenommen werden muss. Zum anderen sinken die Preise auf dem Strommarkt, was die Erlöse aus dem Weiterverkauf der regenerativen Energie schmälert. Die dadurch entstehende Finanzierungslücke wird über die Umlage ausgeglichen.

Hintergrund ist das seit 2012 bestehende Festpreisvergütungssystem (FIT), das wie in Deutschland auch, Stromeinspeisung aus erneuerbaren Quellen für 10 bis 20 Jahre zu garantierten Preisen vergütet. Finanziert wird dies über die Umlage, deren Höhe jährlich durch das Wirtschaftsministerium festgelegt wird.

(Quelle: Nikkei, 21.03.2025 )

 

Größter Windpark Japans nimmt Betrieb auf

Am 2. April 2025 ging Japans größtes Onshore-Windkraftprojekt mit einer Gesamtleistung von 147 MW in Fukushima in Betrieb - 46 Windkraftanlagen mit einer Leistung von je 3,2 MW.

Die Sumitomo Corporation entwickelte das Projekt zusammen mit acht weiteren Partnern über der Abukuma-Gebirgskette. Mit einer prognostizierten Jahresproduktion von etwa 360 GWh – genug, um rund 120.000 Haushalte zu versorgen – trägt der Windpark erheblich zur Erweiterung der erneuerbaren Energiequellen in Japan bei. Die erzeugte Energie wird mithilfe des FIP-Systems (Feed-in-Premium) in den Markt eingespeist. Strom wird dabei nicht nur an lokale Unternehmen und Behörden in Fukushima geliefert, sondern auch an die Region Tokyo, teilweise über sogenannte Corporate Power Purchase Agreements (PPA).

Ein Teil der Einnahmen aus dem Verkauf des Stroms fließt in den Wiederaufbau von Fukushima. Für die Zukunft sind auch Projekte zur „grünen Stromversorgung“ mit der Region Tokyo geplant.

(Quelle: Kankyo Business, 04.04.2025 )

Japans größter Onshore-Windpark auf der Abukuma-Gebirgskette | Kankyo Business

Japan: Wasserstoff-Weltmarktführer, Flaute bei Batterieelektromobilität

Japan treibt die Elektromobilität mit Batterie- und Wasserstoffantrieb konsequent voran. Während das Land bei der Wasserstofftechnologie weltweit führend ist, hinkt es beim Ausbau der Ladeinfrastruktur und dem Vertrieb batterieelektrischer Fahrzeuge allerdings deutlich hinterher.

Japan setzt auf eine doppelte Strategie in der Elektromobilität: Batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) und Brennstoffzellenfahrzeuge (FCEV) sollen gemeinsam zur Klimaneutralität bis 2050 beitragen. Derzeit ist der Anteil von BEV und Plug-in Hybriden an der japanischen Fahrzeugflotte mit nur 0,8% jedoch noch gering. In Deutschland ist der Anteil mit 4,9% beispielsweise mehr als fünf Mal so hoch. Zwar zeigen sich steigende Verkaufszahlen, besonders bei den kleinen „Kei-Cars“, doch der schleppende Ausbau der Ladeinfrastruktur bremst das Wachstum. Bis 2030 sollen deshalb 300.000 öffentliche Ladepunkte entstehen, darunter 30.000 Schnellladestationen. Staatliche Förderprogramme unterstützen den Aufbau dabei massiv.

Im Bereich Wasserstoffmobilität zählt Japan zu den globalen Technologieführern, hält ein Viertel aller einschlägigen Patente und bietet als eines der wenigen Länder serienreife FCEV an. Der Ausbau von Fahrzeugtechnologien und entsprechenden Tankstellen wird auch hier aktiv gefördert: Bis 2030 sollen 800.000 FCEV-Pkw, 1.200 Busse und 1.000 Wasserstofftankstellen bereitstehen.

Ein Knackpunkt bleibt jedoch der Energiemix: Erneuerbare Energien deckten 2023 nur rund 9% des Energiebedarfs. Bis 2030 will Japan diesen Anteil deutlich steigern – ebenso wie die Produktion und den Import von Wasserstoff, etwa aus Australien. Insgesamt zeigt sich: Während Japan beim Thema Wasserstoff international vorausgeht, muss es bei der batterieelektrischen Mobilität und beim Umstieg auf erneuerbare Energie noch aufholen.

(Quelle: National Organization for Hydrogen and Fuel Cell Technology (NOW), 02.2025 )

Wasserstoffherstellung durch Nutzung von Reaktorwärme

Die Japan Atomic Energy Agency (JAEA) will bis 2028 Abwärme eines Hochtemperaturreaktors zur Produktion von Wasserstoff nutzen.

Sollte das Vorhaben der JAEA am Hochtemperaturreaktor in der Präfektur Ibaraki realisiert werden, wäre es weltweit das erste Projekt dieser Art. Der Versuch nutzt die besonders hohen Temperaturen eines gasgekühlten Hochtemperaturreaktors, die sich besser für die großvolumige Wasserstoffproduktion eignen als herkömmliche Leichtwasserreaktoren. Die Anlage zur Wasserstoffherstellung soll direkt neben dem Reaktor entstehen, um die Wärme effizient über unterirdische Leitungen übertragen zu können.

Auch wenn das Verfahren derzeit noch CO₂-Emissionen verursacht, arbeitet die JAEA parallel an vollständig emissionsfreien Methoden. Langfristig wird ein größerer Demonstrationsreaktor angestrebt, welcher in der zweiten Hälfte der 2030er Jahre in Betrieb gehen könnte.

(Quelle: The Asahi Shimbun, 20.04.2025 )

Masayuki Shinozaki, Generaldirektor des Forschungs- und Entwicklungszentrums für Hochtemperaturreaktoren der JAES, gibt am 30. April 2024 in Ōarai, Präfektur Ibaraki, eine Einweisung zu den Anlagen im Containment-Gebäude des Hochtemperatur-Testreaktors | Keitaro Fukuchi – The Asahi Shimbun

 

Wasserstoff-Ambitionen stechen in See

Ein Transfer der besonderen Art – Japans erstes kommerzielles Passagierschiff mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb “Mahoroba” bringt Besucher zum Osaka Expo-Gelände.

Das 33 Meter lange und 8 Meter breite Schiff bietet auf zwei Passagierdecks Platz für bis zu 150 Personen und bringt einen für 3.000 Yen (knappe 20 Euro) mit 20 km/h ans Ziel. Als Schiff mit Elektromotor, betrieben durch eine Wasserstoff-Sauerstoff Reaktion, ist es das erste emissionsfrei angetriebene Schiff in Japan und eins der wenigen weltweit. Während des Betriebes entstehen weder CO2 noch die sonst üblichen, lauten Motorengeräusche.

Die Mahoroba soll das Potenzial wasserstoffbetriebener Verkehrsmittel, die in Zukunft auch Züge und Flugzeuge beinhalten sollen, näherbringen und gilt damit als Symbol für Japans Ambitionen eine führende Rolle in der globalen Wasserstoffwirtschaft zu übernehmen.

(Quelle: FCW, 22.03.2025 )

Das wasserstoffbetriebene Brennstoffzellenschiff der Iwatani Corporation im Einsatz während der Expo (im Stadtbezirk Konohana, Osaka) | FCW

Grüner Wasserstoff auf Kurs: Projekt „Wind Hunter“ liefert erstmals emissionsfrei Energie vom Meer ans Land

Die Demonstrationsyacht „Winz Maru“ der Mitsui O.S.K Lines (MOL) erzeugte während der Fahrt grünen Wasserstoff mithilfe von Windkraft und lieferte diesen erfolgreich in der Bucht von Tokio an Land – ein weltweites Novum.

Zur einfacheren Handhabung wird der Wasserstoff an Bord in Methylcyclohexan (MCH) umgewandelt. Dafür wurde das Schiff technisch aufgerüstet und an die raueren Bedingungen in der Bucht von Tokio angepasst. 2025 soll die Produktion auf rund 100 Nm³ Wasserstoff steigen - genug, um z. B. ein Wohnmobil mit Strom zu versorgen. MOL plant zudem ein kommerzialisierbares Demonstrationsschiff bis in die 2030er Jahre und stellt ein Modell des Wind Hunter auf der Expo 2025 in Osaka aus. Ziel des „Wind Hunter Project” ist laut Hersteller der Aufbau einer grünen Wasserstoff-Wertschöpfungskette und die Förderung einer klimaneutralen Zukunft.

(Quelle: Mitsui O.S.K. Lines, 07.03.2025 )

Die “Winz Maru” in der Bucht von Tokio | MOL

Iwatani steigt aus australischem Wasserstoffprojekt aus

Rückschlag für Japans Wasserstoffstrategie: Nach dem Rückzug der australischen Regierung beendet jetzt auch Iwatani sein Engagement im einst ambitionierten australischen Wasserstoffprojekt.

Grund für den Rückzug des japanischen Gas-Giganten Iwatani ist die Entscheidung der Regionalregierung, keine weiteren Investitionen zu tätigen, eine Entwicklung, die das Projekt zuletzt wirtschaftlich unrentabel machte. Iwatani hatte gemeinsam mit Partnern wie Marubeni, Kansai Electric Power, Stanwell und Keppel geplant, bis 2028 jährlich 70.000 Tonnen grünen Wasserstoff zu produzieren und teilweise nach Japan zu exportieren.

Die Produktionskosten für den alternativen klimafreundlichen Energieträger sind nach wie vor hoch, vor allem wegen des energieintensiven Herstellungsprozesses und der aufwendigen Logistik. Ohne staatliche Unterstützung sei ein wirtschaftlicher Betrieb derzeit kaum möglich, so Experten. Der Ausstieg Iwatanis reiht sich in eine wachsende Zahl von Rückzügen aus internationalen Wasserstoffvorhaben ein. Auch Kawasaki Heavy Industries hat kürzlich ähnliche Pläne in Australien auf Eis gelegt. Wasserstoff spielt eine wichtige Rolle in Ishibas GX-Strategie, die den massiven Ausbau von Importen nach Japan sowie inländischer Wasserstoff-Infrastruktur angekündigt hatte. Die jüngsten Ereignisse lassen jedoch Zweifel an dessen Umsetzung aufkommen.

(Quelle: Fuel Cell Works, 19.03.2025 )

 

Umfangreiche Zuschüsse für Wasserstoffprojekte in Tokio

Die Metropolregierung von Tokio hat zum 1. April 2025 zwei stark erweiterte Förderprogramme vorgestellt, um die Einführung und Nutzung von grünem Wasserstoff in der Stadt entscheidend voranzutreiben.

Das Programm „Förderung der Einführung von Anlagen zur sozialen Implementierung von grünem Wasserstoff“ unterstützt die Anschaffung von Produktions-, Speicher-, Transport- und Nutzungsanlagen. Die maximale Fördersumme beträgt bis zu 300 Millionen Yen (ca. 1,8 Mio. €) pro Projekt.

Ein zweites Programm, „Unterstützung der praktischen Umsetzung von Anlagen zur Herstellung und Nutzung von grünem Wasserstoff“, richtet sich gezielt an Unternehmen, die komplette Modellanlagen in Tokio umsetzen. Hier deckt die Förderung bis zu 100% der Kosten – bei komplexen Anlagen sogar bis zu 400 Millionen Yen (ca. 2,4 Mio. €).

Voraussetzung für beide Programme ist u.a. die Öffentlichkeitsarbeit über die Technologie, wie z. B. Führungen und Onlineinformationen. Die Stadt Tokio plant zudem, ab Ende 2024 einen Wasserstoffhandel zu erproben und kooperiert mit der Präfektur Fukushima bei der Nutzung von dort produziertem grünem Wasserstoff.

(Quelle: Kankyo Business, 04.07.2025)


 

„Shaping the Future of Manufacturing Together“, 18. Deutsch-Japanisches Wirtschaftsforum, 01.04.2025, Hannover Messe

Auch 2025 war das gemeinsam von ECOS, der Deutsche Messe und dem Deutsch-Japanischen Wirtschaftskreis (DJW) organisierte Deutsch-Japanische Wirtschaftsforum auf der HANNOVER MESSE wieder ein voller Erfolg!

Vor etwa 100 Teilnehmer*innen diskutierten Experten aus der deutschen und japanischen Wirtschaft sowie hohe Gäste aus der Politik über Möglichkeiten der gemeinsamen Gestaltung in der Produktion und betonten das Potenzial Deutsch-Japanischer Kooperation. Die diesjährigen Themen umfassten intelligente Fertigungsprozesse, Lösungen für Produktkonformität, drahtlose Übertragung von Strom und Daten sowie internationale Fertigungsdatenräume.

Nach den Grußworten von S.E. Generalkonsul Shinsuke Toda vom japanischen Generalkonsulat in Hamburg und Dr. Beate Baron, Abteilungsleiterin Industriepolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) standen unter anderem Beiträge von SAP, JMBC und NIDEC sowie eine Podiumsdiskussion zum Thema Manufacturing-X zwischen Siemens als Vertreter der Plattform Industrie 4.0 und der japanischen Robot Revolution & Industrial IoT Initiative (RRI) auf dem Programm.

Das anschließende Networking-Event nutzten Referenten und Teilnehmer für einen angeregten Austausch.

Angesichts der aktuellen globalen geopolitischen Lage ist es wichtiger denn je, belastbare und widerstandsfähige Kooperationsbeziehungen zwischen Industrien und Ländern zu fördern und zu stärken. Unser herzlicher Dank gebührt daher allen Referenten, Diskussionsteilnehmern, Partnern und Sponsoren sowie allen Besuchern des diesjährigen Forums. Wir würden uns freuen, Sie hoffentlich beim nächsten Deutsch-Japanischen Wirtschaftsforum wieder begrüßen zu dürfen.

Weitere Impressionen und Vortragsmaterialien: ECOS-Veranstaltungswebsite.

Podiumsdiskussion mit (v.l.): Anne Pomsel, DJW e.V.; Dr. Thomas Hahn, Siemens/Plattform Industrie 4.0; Kazuo Nakashima, Robot Revolution and Industrial IoT Initiative | ECOS

 

Webinar: “Grid Technologies – opportunities for EU companies”, 13.05.2025, 10:30 –11:30 Uhr MESZ, online

Die Integration erneuerbarer Technologien ist nur eine der Herausforderungen, denen sich das Stromnetz in Japan stellen muss. Energie-Experte Peter Beck (ECOS) referiert über die Marktsituation in Japan und Chancen für europäische Unternehmen.

Im Rahmen der Webinar-Reihe des EU-Japan Centre for Industrial Cooperation in Japan informiert Peter Beck über politische Rahmenbedingungen, Markttrends, zentrale Technologien sowie relevante Gesetze und Vorschriften. Das Webinar vermittelt auch einen Überblick über die wichtigsten Wettbewerber, Zulieferer, Verkaufskanäle und Forschungseinrichtungen und zeigt die größten Potenziale, aber auch Herausforderungen für den Markteinstieg auf. Die Informationen beruhen auf einem Report, den ECOS für das EU-Japan Centre erstellt hat.

Weitere Informationen sowie die Anmeldung finden Sie hier: ECOS-Veranstaltungen| Grid-Seminar.

Webinar: “Heat pumps and geothermal energy market in Japan”, 17.06.2025, 10:30 –11:30 Uhr MESZ, online

Der neue strategische Energieplan sieht einen Ausbau der Energieeffizienz und eine stärkere Nutzung der Geothermie vor. Energieberater und Energie-Effizienz Experte Peter Beck (ECOS) referiert über Chancen und Herausforderungen für europäische Unternehmen auf diesem immer wichtiger werdenden Markt.

Im Rahmen der Webinar-Reihe des EU-Japan Centre for Industrial Cooperation in Japan gibt Peter Beck einen Überblick über Marktentwicklungen und Trends insbesondere bei Schlüsseltechnologien. Zudem werden politische Rahmenbedingungen und gesetzliche Regulierungen beleuchtet. Mit der abschließenden Einschätzung zu Potenzial und Herausforderungen für europäische KMU bietet das Webinar eine umfassende und informative Grundlage für alle, die einen Markteinstieg im Bereich Wärmepumpen und geothermische Energien in Japan erwägen.

Weitere Informationen sowie die Anmeldung finden Sie hier: ECOS-Veranstaltungen|Heat Pumps and Geothermal Energy Seminar.

Outreach Event des GJETC: “The future of carbon pricing and critical raw materials: policy paths for Germany and Japan as partners in the energy transition”, 27.05.2025, 09:30 – 10:30 CEST / 16:30 – 17:30 JST, online

Der Deutsch-Japanische Energiewende-Rat (GJETC) lädt zu einem online Outreach Event ein, auf dem Befunde und politische Empfehlungen der aktuellen Studien zu Carbon Pricing und kritischen Rohstoffen vorgestellt werden.

In seiner aktuellen Arbeitsphase konzentriert sich der GJETC auf zwei Schlüsselaspekte für eine erfolgreiche Energiewende: die öffentliche Akzeptanz der Kohlenstoffbepreisung und die Verfügbarkeit kritischer Mineralien für Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energien. Im Laufe der Jahre haben sich die globalen Versorgungsketten für kritische Rohstoffe mit dem Aufkommen der Technologien für erneuerbare Energien zunehmend dynamisch entwickelt. UN-Ziele wie die Verdreifachung der erneuerbaren Energien bis 2030 erfordern klare politische Pläne, um die steigende Nachfrage nach kritischen Rohstoffen zu decken. Gleichzeitig entwickeln sich die Märkte für die Bepreisung von Kohlenstoff aktiv weiter, wobei das zweite EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS 2) im Jahr 2027 anlaufen soll und Japan eine Kohlenstoffbepreisung für die Industrie im Jahr 2028 anstrebt. Deutschland und Japan müssen sich nun positionieren, um in den kommenden Jahren erfolgreich mit diesen aufkommenden Problemen umzugehen.

In der Veranstaltung am 27. Mai wird der GJETC die Ergebnisse und politischen Empfehlungen zu beiden Themen vorstellen, die auch als Fact Sheets veröffentlicht werden, und mit den Teilnehmenden diskutieren.

Weitere Informationen und Anmeldung: GJETC | outreach (https://gjetc.org/outreach/)